Donnerstag, 19. Mai 2011

Die Injektion eines Mythos

Eine grotesk anmutende Menschenmasse. Frenetischer Jubel wohin man auch blickt. Hupende Autos. Geschwenkte Sternenbanner. Was wie ein Nationalfeiertag anzumuten scheint, ist eigentlich der Tag der Erschießung Osama Bin-Ladens. Vielleicht wird daraus ja in Zukunft noch ein Nationalfeiertag, an dem die amerikanische Bürgerschaft Jahr für Jahr den Tod eines Mythos feiert, der ihnen vor mehr als einem Jahrzehnt von der eigenen Regierung untergejubelt wurde.
Die Stunde der unverbesserlichen Patrioten, die der Chauvinisten, die derjenigen die einen Beweis für Macht und Größe der USA geliefert haben wollen, vielleicht sogar brauchen, diese Stunde ist da. Die schwankende Supermacht hat erneut einen Krieg gewonnen, und wenn es auch nur ein Krieg war um die Zweifler an der eigenen Übermacht zum schweigen zu bringen.

Die Titelseite einer amerikanischen Tageszeitung
Die Nachwirkungen dieses Ereignisses auf die amerikanische Innenpolitik sind jedoch nicht zu unterschätzen: Barack Obama gelingt mit diesem sein persönlicher Befreiungsschlag, wertvoller als jede Gesundheitsreform, nach der die US-Bürger ach so lechzen. Seine Chancen für eine zweite Amtszeit sind beträchtlich gestiegen. Laut Umfragen, die unmittelbar nach der Aktion erhoben wurden, verbesserte sich Obamas Ansehen in der Bevölkerung deutlich.
Neutral betrachtet jedoch, gab die Supermacht fern jedes völkerrechtlichen Verständnisses die Exekutierung eines Menschen bekannt, der erst durch Propaganda und Antiziperung der Medien unter mithilfe der amerikanischen Regierung zu dem wurde als was die Welt ihn sieht: Als Kopf und oberster Kämpfer des islamistischen Terrorismus und somit als Staatsfeind Nr. 1 für die Propaganda-Walze.
Sowohl innerhalb als auch außerhalb haben sich die USA beziehungsweise die US-Regierung somit langfristig einen Bärendienst erwiesen. Hauptsächlich durch wilde Verschwörungstheorien von George W. Bush, Saddam Hussein sei ebenso in die Anschläge vom 11. Sept. verstrickt gewesen wie Osama Bin Laden es gewesen sei.
Tatsächlich konnte und sollte wohl bis heute noch nicht geklärt werden, inwieweit Bin Laden wirklich für 9/11 verantwortlich war. Vergessen bei allen von Bin Laden ausgestrahlten Propagandabotschaften wird seine unmittelbare Reaktion nach den Anschlägen: Er dementierte damals sein Zutun. Untypisch für Terrororganisationen, die normalerweise nicht um eine Bekennerschaft verlegen sind. Ein weiteres Video, indem Bin Laden später seine Komplitzenschaft bestätigt haben soll, wurde vom Pentagon anscheinend gefälscht beziehungsweise manipuliert. Die Involviertheit von Saddam Hussein bleibt hierbei noch außen vor.

Das alles lässt die Frage offen, die man sich vergebens immer wieder stellt: War die Exekutierung Osama Bin Ladens die richtige Entscheidung? Für die US-Regierung zweifelsohne ja. Man genießt erhöhtes Ansehen bei der eigenen Bevölkerung und schöpft neue Kraft aus dem Sieg über die Verkörperung der bösen islamistischen Welt. Doch was ist mit dem Rest der Welt?




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